Google Inbox

Ich bin ja wie einige bestimmt wissen der Meinung, dass E-Mails endlich abgeschafft werden sollten, da es wesentlich bessere Wege der Kommunikation gibt. Da sie aber als eine Art Wohnsitz für Internet-Dienste und zentrale, unabhängige Sammelstelle gelten, kann es noch eine Weile dauern, bis es so weit ist.

Google hat sich nun vor ein paar Monaten entschlossen ihren Google Mail-Service zu erweitern und mit Google Inbox einen komplett neuen Mail-Client (natürlich im Browser) zu etablieren. Ich konnte relativ schnell einen Invite ergattern und hatte somit die Möglichkeit den Service direkt nach der Ankündigung zu testen. Alles war neu und einige wichtige Features fehlten. Ist aber absolut vertretbar gewesen, da der Service ja gerade erst erschienen ist.

Das Problem an der Sache ist nun, dass sich bis heute nichts geändert hat. Google Inbox hat nach drei Monaten immer noch die selben Features wie zu Anfang, mehr allerdings nicht. Doch was ist Google Inbox?

Google Inbox vereint eine Notizen-Anwendung mit einem kategorisierten Mail-Client. Man kann Mails anhand von (automatischen) Filtern in Kategorien einteilen, welche dann unterschiedlich hoch priorisiert werden können. So kann man z.B. auswählen, ob man über ein bestimmtes Label sofort, gar nicht oder nur einmal täglich informiert werden möchte. Auch kann man das Zero-Inbox-Prinzip verfolgen, indem man Aufgaben, welche man momentan nicht erledigen kann, zurückstellt. Kommt also eine Mail rein, die erst am Montag bearbeitet werden kann, verschiebt man diese mit zwei Klicks in den Snoozed-Ordner. Dort bleibt sie dann bis Montag liegen und landet dann wieder in der Inbox. Dazu kommt, dass man zu E-Mail und auch unabhängig davon Reminder setzen kann. Das sind einfache Text-Schnipsel, die einem wie E-Mails auch zu einem gewissen Zeitpunkt wieder vorgelegt werden.

Das alles hört sich theoretisch ganz wundervoll an und ist es in der Tat, allerdings fehlen wie eingangs erwähnt einige wichtige Features. So kann man z.B. nicht angeben, dass man ähnliche Mails zukünftig in einer entsprechenden Kategorie haben möchte. Auch kann man nicht alle Mails in einem Label oder Ordner auswählen, wodurch man weder alle Mails als gelesen markieren kann, noch den Spam-Ordner oder den Mülleimer leeren.

Ebenfalls nicht möglich ist das Erstellen von mehrzeiligen Notizen, mehreren Notizen pro Mail bzw. das Hinzufügen von Notizen zu Labels oder das Hinzufügen von Subnotes zu bestehenden Notizen. Ein Einkaufszettel lässt sich somit also nicht brauchbar realisieren. Der Grund, warum ich eine zweite App auf dem Handy habe. Immerhin hat sich die Integration der Notizen unter Android gebessert, was bedeutet dass man endlich auch über Google Wear oder Google Now Erinnerungen erstellen kann, welche dann in Inbox angezeigt werden. Andersrum klappt das (bei mir) allerdings nicht: In Google Inbox angelegte Erinnerungen erscheinen nicht in Google Now.

Und auch das Timen von Mails und Erinnerungen ist noch nicht ganz ausgereift. Je nach Uhrzeit hat man mehrere Defaults zur Auswahl: Morgens (9 Uhr), Abends (5 Uhr), Nachts (9 Uhr), Morgen (7 Uhr nächster Tag) und nächste Woche (7 Uhr kommenden Montag) Gefallen einem diese Uhrzeiten nicht, so hat man keine Möglichkeit eigene Auswahlen zu definieren. Natürlich hat man immer die Option eine angepasste Uhrzeit anzugeben, doch das ist in meinen Augen viel zu umständlich gestaltet, da man vorher erst durch vier Untermenüs muss und man die Uhrzeit am Ende noch nicht einmal auswählen kann, sondern manuell eintippen muss.

Doch der wirkliche Knaller ist, wie ich finde, dass Google Inbox entweder als App unter Android und iOS verfügbar ist oder aber für Google Chrome-Nutzer. Und nur für Google Chrome-Nutzer. Öffnet man die Seite im Firefox, erscheint folgende Meldung:

B7mGuQQCAAAk1bi
Im ersten Moment denkt man sich “gut, ist ein Marketing-Trick. Man will ja schließlich, dass die Leute Google Chrome verwenden”. Als IT-Bastler geht es dann natürlich los mit der Suche nach Workarounds: User Agent Faker installiert, Chrome User Agent für inbox.google.com definiert und neu geladen. Siehe da, die Website wird aufgebaut. So halb. Funktionieren tut sie nicht. Grund dafür ist schlecht implementiertes SSL seitens Google. Der Workaround dafür ist auf GitHub beschrieben und lässt einem die Haare zu Berge stehen. Ich hoffe stark, dass Google das und alle anderen im Post genannten Punkte noch verbessert. Wird langsam mal Zeit.