Hackintosh - The Best of Both Worlds

Prolog

Mein MacBook Air von 2014 ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und schafft es nicht, meine zwei 2560 x 1080 Monitore gleichzeitig anzusteuern. Deswegen war die Überlegung, einen neuen Mac anzuschaffen, welcher dann als Antriebskraft für die beiden Bildschirme dient.

Warum ein Mac? Weil ich finde - und das ist natürlich nur die eigene Meinung - dass macOS das beste Betriebssystem für die tägliche Arbeit und das Programmieren ist. Im Vergleich zu Linux muss das System weniger oft gewartet werden und es bleibt mehr Zeit für Produktivität. Im Vergleich zu Windows 10 sammelt macOS wesentlich weniger persönliche Daten und ist außerdem Unix-Basiert, was die Arbeit mit der Command Line vereinfacht.

Der Nachteil bei macOS ist, dass es nur auf der von Apple vertriebenen Hardware angeboten wird. Und das hat seinen Grund. Natürlich verdient Apple dadurch mehr Geld, aber auch aus technischer Sicht macht es Sinn: Da nur kontrollierte Hardware verwendet wird, kann das Betriebssystem damit getestet und darauf abgestimmt werden. Das verhindert komische Hardware-Konstellationen, die zu seltsamen Fehlern führen. Mit ein Grund, warum macOS sehr stabil läuft.

Geht man nun auf die Apple-Website und klickt sich durch die verfügbaren Angebote, bekommt man die folgenden Möglichkeiten:

  • MacBook - Eine Art Netbook. Zu wenig Leistung für meine Ansprüche.
  • MacBook Air - Ebenfalls zu wenig Leistung.
  • MacBook Pro - Würde funktionieren, kostet in meiner Wunschkonfiguration (i7, 16 GB RAM) aber 2799 Euro.
  • iMac - Ein PC mit integriertem Bildschirm. Einen dritten Bildschirm brauche ich aber nicht, außerdem ist er zu teuer.
  • Mac Pro - Beginnt preislich bei 3399 Euro. Weiter.
  • Mac mini - Wurde seit 2014 nicht mehr aktualisiert und ist dementsprechend nicht mehr wirklich leistungsstark.

Das zusätzliche Problem bei Apple ist also nicht nur die Hardwarerestriktion, sondern auch der Preis. Die Geräte sind absolut teuer. Sicher, die Qualität ist hervorragend, aber wenn es nicht einmal ein Gerät gibt, das genau auf meine Ansprüche angepasst ist, sind fast 3000 Euro doch etwas viel. Zudem muss das System auch direkt mit den besten Spezifikationen ausgestattet werden, da Macs prinzipiell nicht - im Gegensatz zu einem normalen PC - aufgerüstet werden können.

Die einzige Lösung war für mich daher Hackintosh.

Was ist Hackintosh?

Hackintosh ist eine Community, die es sich als Ziel gesetzt hat, das Betriebssystem macOS auf “normalen PCs” zum Laufen zu bringen. Macs sind schon seit geraumer Zeit nichts weiter, als normale Computer mit ausgewählter Hardware und ein paar Extras. Deswegen ist es technisch möglich, macOS auch auf anderen PCs lauffähig zu bekommen. Wichtig ist hierbei aber, dass nur Hardware verbaut wird, die auch in der Reihe der Macs zu finden ist, und somit von macOS nativ unterstützt wird. Eine Liste mit gut unterstützter Hardware findet sich zum Beispiel hier.

Die Vorteile von Hackintosh liegen klar auf der Hand: Wer macOS mag, kann es auch auf einem herkömmlichen PC verwenden und muss nicht auf Windows oder Linux ausweichen. Zudem sind die einzelnen Komponenten wesentlich günstiger als im Komplettpaket “Apple”. Auch ist es möglich, die Hardware aufzurüsten. Wenn eine neue Grafikkarte benötigt wird, kann einfach eine neue (zu macOS kompatible) Karte gekauft und eingebaut werden.

Doch wie alles hat auch Hackintosh einige Nachteile: Da es kein offizielles Produkt ist, gibt es keine Unterstützung abseits der Community. Es wird nicht garantiert, dass Updates erfolgreich sind, dass die Hardware kompatibel ist oder alle Funktionen fehlerfrei laufen. All das muss selbst gemacht werden. Außerdem wird fortgeschrittenes Wissen über Unix, Computer und Kernel vorausgesetzt, da - weil es eben kein richtiger Mac ist - einige Anpassungen tief im System vorgenommen werden müssen. Dabei kann viel kaputt gehen.

Meine Konfiguration

Ich entschied mich, das Risiko auf mich zu nehmen, da die Vorteile in meinem Fall überwogen. Ich habe mich an der Hardware-Liste orientiert und mir folgende Komponenten zugelegt:

Preis insgesamt: ca. 1200 Euro

Für einen Mac mit diesen Spezifikationen zahlt man mindestens 3000 Euro. Das ist doch wirklich mal ein Schnäppchen, oder?

Übrigens: Das Bluetooth-Dongle ist natürlich optional. Da ich aber eine Magic Mouse und ein Apple Wireless Keyboard besitze, ist Bluetooth eine verdammt gute Idee, besonders da Macs ohne eine Apple-Tastatur nur sehr umständlich zu bedienen sind. Schuld sind Sondertasten und eine umgekehrte Anordnung der Kontroll-Tasten. Das lässt sich zwar mit Software umgehen, aber ich finde die Apple Tastatur sehr angenehm. Und ja, es muss genau dieser Bluetooth-Stick sein. Andere, günstigere, werden von macOS nicht erkannt.

Die Installation

Sobald die Hardware dann eintraf, machte ich mich natürlich an den Einbau. Das klappte reibungslos, da es ganz normale PC-Hardware ist. Die Installation des Betriebssystems war dann schon etwas heikler. Ein Freund empfahl mir die folgende Anleitung zur Installation von Hackintosh. Abgesehen davon, dass der Autor dieser Anleitung absolut nicht schreiben kann und es sehr schwer ist ihm zu folgen, klappte es doch recht gut. Das Erstellen des USB-Sticks für die Installation setzt eine macOS-Installation voraus, da man nur so an den Installer kommt. Alles in allem dauerte das Erstellen des Sticks etwa eine Stunde. Hierbei wurden schon die ersten Anpassungen vorgenommen.

Für eine normale Installation von macOS auf einem Mac müssen lediglich die Installationsdateien auf den Stick kopiert werden. Da ein normaler PC aber ein anderes EFI hat als ein Mac, muss hier schon der Stick so vorbereitet werden, dass dieses noch vor der Installation simuliert wird. Außerdem musste die Konfiguration des Mainboards etwas angepasst werden.

Nach diesen Änderungen konnte die SSD dann formatiert und anschließend macOS Sierra installiert werden. Nach einem Neustart vom Stick, musste dann auch die EFI-Konfiguration der neuen macOS Installation so angepasst werden, dass das System auch ohne den USB-Stick startet. Gleichzeitig wurden Treiber für LAN, Audio und die Grafikkarte installiert.

Etwa 4 Stunden und viele kleine Anpassungen später sitze ich nun hier, vor meinem Hackintosh, und schreibe diesen Artikel.

Das Ergebnis

Hat sich der Aufwand gelohnt? Bisher schon. Das System läuft wesentlich stabiler als ich es erwartet hatte und es fühlt sich an, als wäre es ein echter Mac. Alles Nötige funktioniert, soweit ich das beurteilen kann, einwandfrei. Es gibt nur noch ein paar Probleme beim Standby-Modus, aber darüber lässt sich hinwegsehen. Angst habe ich vor dem nächsten Update von macOS. Das werde ich vermutlich erst einmal auslassen, da dabei sehr viel kaputtgehen kann. Doch alles in Allem bin ich sehr zufrieden, denn die zwei Monitore funktionieren einwandfrei und das System reagiert so schnell wie noch nie. Die Hardware leistet ganze Arbeit und das Betriebssystem macht mit.

Auch der Dualboot zu Windows ist ziemlich problemlos erfolgt. Ich hatte Windows noch auf einer zweiten SSD installiert gehabt. Diese habe ich eingesteckt und schon hat der Clover-Bootloader des Hackintosh Windows erkannt. Nun kann ich beim Starten das System meiner Wahl aussuchen und alles funktioniert wie gewünscht.

Fazit

Wer weiß, was CLI, Kernel, Bootloader und EFI sind, und von vornherein die richtige Hardware kauft, hat mit Hackintosh ein aufregendes Projekt, mit einem Ergebnis, das sich bezahlt macht. Wer sich selbst jedoch nicht als Computerexperte sieht, sollte davon lieber die Finger lassen und sich entweder einen richtigen Mac kaufen, oder macOS in einer virtuellen Maschine betreiben.