Trump findet: Weniger Geld für Frauen und Homosexuelle

Na, schon aufgebracht? Was fällt diesem Trump ein, sowas nur zu behaupten! Egal ob weiblich oder homosexuell, jeder sollte gleich viel Geld bekommen! Ich bin empört und werde diese Empörung kundtun!

Ich habe diesen Titel gewählt, weil ich eine gewisse Grundstimmung haben möchte, unter der dieser Beitrag gelesen wird. Der Titel sollte möglichst viele Filterblasen aufregen: Die Trump-Blase, die Frauenrechtler-Blase und die Gender-Blase. Denn gerade (aber nicht ausschließlich) diese drei Gruppen sind bekannt dafür, gerne mal etwas in den falschen Hals zu bekommen. Es gibt auf diversen sozialen Netzwerken und in den Massenmedien große Communities, die nichts weiter tun, als dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichen Meinungen immer wieder aneinanderprallen.

In letzter Zeit nehmen es gerade die Medien nicht mehr so ernst mit dem Unterschied zwischen Realität und Kreativität, was dazu führt, dass das Wort Postfaktisch immer mehr in den Vordergrund wandert. Dabei handelt es sich um den Fakt, dass etwas nicht auf Tatsachen, sondern auf Gefühlen basiert. Ganz nach dem Motto: Wenn es gut klingt, muss ja irgendwas dran sein. Und zum Faktenchecken hat sowieso keiner mehr Zeit. Denn in der Welt des Internets heißt es: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Selbst, wenn die Reporter vielleicht gar nichts böses im Schilde führen, lesen sie ihre Quellen teilweise nur sehr flüchtig durch und geben diese meist überspitzt und ausgeschmückt wieder, ohne die wirkliche Intention dahinter verstanden zu haben. Donald Trump ist in dieser Disziplin wie wir wissen Weltmeister. Aber das ist egal. Menschen glauben sowieso nur das, was sie hören wollen. Jeder von uns. Nachdenken ist anstrengend und zugeben, dass man im Unrecht ist, ist schmerzhaft. Also sucht man sich den Weg des geringsten Widerstandes: Seine ganz persönliche Filterblase, in der nur das auf Facebook, Twitter und co. gepostet wird, woran man auch wirklich glaubt. Und wenn man daran glaubt, dass die Erde flach ist, dann hat man heute - in der Zeit des Internets - ganz einfach und widerstandslos die Möglichkeit, sich Leute zu suchen, die einem Recht geben.

Was ist die Lösung? Das Gehirn einschalten? Wäre schön. Und Facebook versucht mittlerweile auch, dem mit Bannern entgegenzuwirken, in denen erläutert wird, dass nicht alle News real sind. Google geht einen anderen Weg. Alternative Nummer zwei: Die Fakten für die Nutzer prüfen und ein “Fact check”-Badge unter Suchergebnissen einzublenden.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Während die Intention dahinter natürlich positiv gemeint ist, ist die Aktion als solches mehr als traurig. Jetzt übernimmt Google sogar schon das Nachdenken für uns und wir müssen nichts weiter tun, als uns von einer Maschine sagen zu lassen was falsch und was richtig ist. Ich will nicht behaupten, dass das der falsche Weg ist, aber das ist der falsche Weg. Nicht nur, weil auch diese Checks nicht immer korrekt sind, sondern auch, weil es bei vielen Themen keine absolute Wahrheit gibt, sondern viele Aspekte, die je eine wichtige Rolle spielen. Auch ist es fatal, wenn wir uns auf so etwas verlassen. Beim nächsten NSA-Leak könnte Google dann einfach jeden Artikel mit “dies ist unwahr” markieren und keiner würde es glauben. Wir hätten uns selbst eingesperrt. Und wir sind auf dem besten Weg dahin.

Ich bitte also alle, die durch den Titel dieses Artikels in irgendeiner Weise gereizt wurden, sich zu überlegen, ob dieser Impuls berechtigt ist. Ich hoffe die Antwort ist: Ja, es ist durchaus berechtigt. Zum einen, weil dieser Titel strikt erfunden ist, zum anderen, weil es eine Nachricht ist, die einen aufregen kann. Die direkte Reaktion auf diesen Impuls sollte aber nicht “Unerhört! Das muss ich sofort an alle teilen!” oder “Was für ein absoluter Bullshit! Da muss ich mich jetzt drüber aufregen!” sein, sondern lieber ein einfaches “Meh”.

Diesen Ansatz verfolge ich bei Angeboten wie der BILD, RTL oder sonstigem Dünnschiss, und ich bin der Meinung, dass dies der einzig richtige ist: Beachtet es nicht. Wenn - und bitte nur wenn - die Nachricht nachweislich erfunden oder aufgebläht ist, helft ihr am besten mit, indem ihr kein Wort darüber verliert. Die vorher genannten Unternehmen halten sich nicht, weil sie so gute Beiträge produzieren, sondern vorwiegend dadurch, dass sich die Menschen darüber empören. Sie reden darüber, weil sie es unglaublich finden, was für einen Stuss man produzieren kann. Und genau dadurch wird ein solches Medium bekannt. Die Lösung ist ganz einfach: Macht doch keine Werbung dafür. Verbreitet keine Fake News. Blättert einfach weiter. Oder noch besser: Blockiert alle Quellen, von denen dieser Unsinn stammt. Wenn sie etwas Relevantes zu sagen haben, erfährt man es auch durch andere Wege.

Ich weiß, diese Bitte ist einfacher gesagt, als getan. Es erfordert eine Unmenge an Disziplin, nicht darauf zu reagieren, wenn man gereizt wird. Nicht umsonst heißt es “da hab ich wohl einen Knopf gedrückt”. Genau so fühlt es sich nämlich an. Man kann fast nicht anders, als sich dazu zu äußern. Und ich kann das Gefühl verstehen. Ich gebe auch zu viel zu vielen Dingen meinen Senf ab, obwohl ich es einfach sein lassen könnte, weil es sowieso nichts bringt. Zum Beispiel habe ich Artikel über die Frauenrecht, BILD, RTL, IoT, Würde, Gott, Linux, Cookies, uvm. geschrieben, welche ich dann in letzter Minute nicht veröffentlicht habe. Weil es nichts gebracht hätte. Ich hätte mich nur darüber aufgeregt.

Daher: Versucht euer Bestes. Versucht gelassen zu bleiben und zu lernen, zu ignorieren. Es sind nur Meinungen. Die Menschen werden sowieso nicht davon abweichen. Egal ob ihr eine dreistündige Diskussion darüber führt oder nicht. Es ist verschwendete Zeit, die ihr besser investieren könnt, indem ihr zum Beispiel ein Computerspiel spielt. Oder spazieren geht. Oder etwas lernt.