Warum HTC pleite geht

Dass es HTC, dem Smartphonehersteller, nicht gerade gut geht, ist keine weltbewegende Neuheit. Samsung verdrängt nahezu alle Konkurrenten komplett und wer keinen Rückenwind bekommt (wie z.B. LG und Motorola von Google oder Nokia von Microsoft), der hat ein echt schweres Leben. Aus diesem Grund wird es nicht mehr all zu lange dauern, bis HTC nicht mehr unter uns weilen wird. Das wäre enorm schade, da ich deren Smartphones eigentlich immer sehr bevorzugt habe, auch, wenn das HTC One ein Reinfall war.

Was macht HTC so besonders? Nun, HTC ist neben Apple die einzige Marke, die Wert auf das Äußere legt. Während Samsung, LG und co. möglichst praktische und billige Gehäuse aus Plastik bauen, priorisiert HTC hochwertigere Materialien und bessere Verarbeitung. Außerdem setzt HTC auf Innovation und überlegt sich, welche Features den Nutzern gefallen könnten. Dadurch bekommen Smartphones dann beispielsweise eine Infrarot-Fernbedienung und HTC Sense spendiert. Doch auch die inneren Werte sind HTC nicht egal. Bei den Premium-Smartphones ist stets die aktuellste Hardware verbaut.

Aber all das kostet Geld. Um das auszugleichen fährt HTC jedoch eine falsche Strategie. Während sie versuchen mit ihren High-Class-Geräten eine Konkurrenz zu Apple zu bieten, bauen sie nebenher Smartphones wie das Wildfire, welche billig in der Produktion sind und an die nicht so anspruchsvolle Kundschaft rausgehen um die High-Class-Entwicklung zu finanzieren. Ein gewaltiger Fehler.

Viele tasten sich langsam an die Smartphone-Welt heran. Oft hört man “zum Einstieg ist mir ein gutes Smartphone nicht wichtig, deswegen habe ich mir das XYZ vom Noname-Hersteller Soundso gekauft”. Viele kaufen auch als erstes Smartphone ein billiges HTC-Phone, da es.. naja.. billig ist. Die meisten Anwender sind mit diesem Billigphone aber nicht ansatzweise zufrieden, da es langsam ist, nicht genug Speicher hat, eine alte Android-Version installiert hat, der Akku nicht lange hält, etc. pp. Die Liste ist endlos weiterzuführen. In diesem Moment steht immer jemand neben einem, der ein iPhone oder ein Samsung Galaxy Sx hat, der dann sagt “ja, ich hab das Problem nicht. Meins funktioniert”. Ist ja auch ganz logisch. Er hat das Doppelte wenn nicht sogar das Dreifache dafür bezahlt. Doch das geht im Gespräch unter. Das Fazit, das diese Person dann zieht, ist: “HTC ist scheiße. Das nächste Handy wird ein Samsung.” Das Problem hierbei ist, dass der normale Anwender nicht zwischen Modell und Hersteller differenziert. Achte mal darauf, wenn du bei Gesprächen zuhörst. Wenn jemand fragt, was man für ein Handy hat, kommt als Antwort entweder “ein iPhone”, “ein Galaxy Sx” (hier wird interessanterweise differenziert), “ein Samsung”, “ein HTC” oder “ein Huawei”.

Der nächste Punkt, den HTC - aber auch Samsung - falsch machen: Es gibt unendlich viele Versionen mit unendlich vielen Features. Guckt man sich mal die Modelle an, die es allein zum HTC One gibt, dann sind das: HTC One, HTC One Vanilla, HTC One Mini, HTC One Max, HTC One SV, HTC One XL, HTC One S, HTC One V, HTC One X.. hab ich irgendeins vergessen? Kommt schon HTC. Ist das euer Ernst? Wer blickt da noch durch? Wenn du nicht gerade in einem entsprechenden Fachgeschäft arbeitest oder es nicht dein Hobby ist, alle Smartphones zu kennen, bin ich mir sicher, dass niemand, aber auch gar niemand in der Lage ist, die Smartphones einzuordnen.

Ein weiteres Problem ist HTC Sense. Die Features sind ja alle schön und gut, aber warum muss dadurch das gesamte OS verunstaltet werden, und vor allem: warum muss das ruckeln? Wenn ihr schon unbedingt ein angepasstes OS liefern müsst um ein größeres Featureset zu haben, dann macht es möglichst unabhängig vom Core-System oder bietet wenigstens die Möglichkeit das Standard-System wiederherzustellen. Das hilft erstens bei der Usability, da jeder, der schon einmal ein Android-Smartphone in der Hand hatte mit HTC klarkommen würde, andererseits auch bei der Performance sowie beim Update-Support. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht gerade Spaß macht jedes Update komplett durchzupatchen und zu testen, damit es bei jedem Smartphone funktioniert.

Und das ist der nächste und letzte Punkt: Quality Assurance. Das, was fast nirgends gut läuft. Auch bei mir nicht. Trotzdem ist es essenziell. Was bei Apple dank Steve Jobs immer wunderbar funktioniert hat und jetzt (siehe iOS 7) sehr nachgelassen hat, ist die Qualitätssicherung. Alles, was nicht idiotensicher war und nicht zu 99% fehlerfrei und innovativ war (egal ob die Innovation jetzt geklaut wurde oder nicht), wurde eingestampft oder angepasst, bis das Endresultat nahezu perfekt war. Das funktioniert bei Samsung was die Software angeht sehr gut. Samsungs TouchWiz bietet wesentlich weniger Fehler als beispielsweise HTC Sense.

Die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst: Wenn HTC erfolg haben möchte, müssen sie die billigen Smartphones einstellen und sich ausschließlich auf Premium-Hardware konzentrieren, die Auswahl der Telefone filtern und nur vollendete Systeme anbieten, das Betriebssystem nicht zu arg entfremden und zu guter Letzt die Hard- und Software intensiv testen.

Was ist deine Meinung zu diesen Punkten? Worauf legst du bei Smartphones wert? Und was glaubst du, wie HTC in Zukunft aussehen wird?